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Unser Leder 101: Alles was du wissen musst!

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Leder ist eines der ältesten und vielseitigsten Materialien der Modewelt. Es wird aus Tierhaut hergestellt, meist von Kühen, aber auch von Schafen, Ziegen oder sogar exotischen Tieren wie Krokodilen. Doch nicht jedes Leder ist gleich. Es gibt riesige Unterschiede in Qualität, Verarbeitung und Optik. Vielleicht hast du Begriffe wie Full-Grain, Nubuk oder Veganes Leder gehört – aber was bedeuten sie eigentlich? Und woran erkennt man hochwertiges Leder? In diesem Guide bekommst du einen Überblick über alles, was du über Leder wissen musst – damit du beim nächsten Kauf nicht im Dunkeln tappst.

Welche Lederarten gibt es?

Leder ist nicht gleich Leder. Die Qualität, Haltbarkeit und Optik hängen davon ab, welche Hautschicht verwendet wird, wie sie verarbeitet wird und welche Nachbehandlungen das Material durchläuft. Um zu verstehen, warum manche Lederjacken Jahrzehnte halten und andere schon nach einem Jahr abblättern, schauen wir uns die wichtigsten Lederarten genauer an.

Wie entsteht Leder überhaupt?

Bevor wir über die verschiedenen Lederarten sprechen, müssen wir klären, was mit der Tierhaut passiert. In Deutschland stammt das meiste Leder von Rindern, die für die Fleischindustrie geschlachtet werden. Hierzulande gibt es strenge Vorschriften für den Schlachtprozess: Die Tiere müssen vor der Schlachtung betäubt werden, meist durch einen Bolzenschuss ins Gehirn. Direkt danach erfolgt das Ausbluten, um die Fleischqualität zu gewährleisten. Die Haut wird als Nebenprodukt gewonnen und weiterverarbeitet – das bedeutet, dass kein Tier ausschließlich für sein Leder getötet wird.

Nach der Schlachtung wird die Haut gesäubert, gekühlt oder gesalzen, damit sie nicht verdirbt, und dann an Gerbereien verkauft. Hier beginnt die eigentliche Verarbeitung. Je nachdem, wie tief man in die Hautschichten eindringt und welche Techniken angewendet werden, entstehen unterschiedliche Lederarten.

Vollleder vs. Spaltleder – Die Grundtypen

Die Haut eines Tieres besteht aus mehreren Schichten. Beim Gerben kann entweder die gesamte Haut verwendet werden oder sie wird in Schichten aufgeteilt.

  • Full-Grain-Leder (Vollnarbenleder) – Hier bleibt die gesamte obere Hautschicht erhalten. Es ist das widerstandsfähigste Leder, da es die natürlichen Hautfasern unversehrt lässt. Die Oberfläche zeigt oft kleine Narben, Insektenstiche oder Falten – Zeichen dafür, dass das Leder unbehandelt ist. Je länger man es trägt, desto schöner wird es, da es eine natürliche Patina entwickelt.
  • Top-Grain-Leder – Dies ist die leicht abgeschliffene Version von Full-Grain. „Abgeschliffen“ bedeutet, dass die oberste Hautschicht geglättet wurde, um Unregelmäßigkeiten zu entfernen. Dadurch wirkt es gleichmäßiger und weicher, aber es verliert etwas an Widerstandskraft. Viele hochwertige Lederjacken oder Handtaschen bestehen aus Top-Grain-Leder, weil es edel aussieht und trotzdem noch langlebig ist.
  • Spaltleder – Hier wird nur die untere Hautschicht verwendet, nachdem die oberste Schicht entfernt wurde. Das macht es günstiger, aber auch weniger robust. Spaltleder wird oft für Wildleder oder Nubuk verwendet, da es von Natur aus weicher und saugfähiger ist.

Glattleder vs. Rauleder – Die Oberflächenstruktur

Nachdem entschieden wurde, welche Schicht des Leders genutzt wird, kommt die Frage nach der Oberflächenverarbeitung.

  • Glattleder: Hier bleibt die natürliche Hautstruktur erhalten oder wird leicht behandelt, um ein gleichmäßigeres Bild zu erzeugen. Glattleder ist strapazierfähig, wasserabweisender und leichter zu pflegen. Es wird für alles von Jacken über Schuhe bis hin zu Möbeln verwendet.
  • Rauleder (Wildleder & Nubuk): Rauleder hat eine aufgeraute Oberfläche, die es samtig macht. Wildleder stammt von der inneren Hautschicht (also aus Spaltleder), während Nubuk aus der äußeren Schicht besteht und nur leicht angeschliffen wird. Dadurch ist Nubuk hochwertiger, aber auch empfindlicher gegen Feuchtigkeit. Beide Lederarten fühlen sich weicher an, sind aber weniger widerstandsfähig als Glattleder.

Exotische Leder – Luxus oder Tierquälerei?

Neben den klassischen Lederarten gibt es auch exotische Varianten, die oft mit hohen Preisen und ethischen Diskussionen verbunden sind.

  • Krokodilleder: Besonders strapazierfähig und mit einzigartiger Struktur. Da Krokodile nicht für die Fleischindustrie gezüchtet werden, sondern nur wegen ihrer Haut, ist es extrem teuer und ethisch umstritten.
  • Schlangen- und Eidechsenleder: Wird häufig für Accessoires wie Gürtel oder Taschen genutzt. Wegen der feinen Schuppen muss es oft lackiert werden, um haltbarer zu sein.
  • Pferdeleder (Shell Cordovan): Eines der seltensten und langlebigsten Leder. Es wird nur aus einem bestimmten Teil der Pferdehaut gewonnen und für exklusive Schuhe oder Geldbörsen verwendet.

Kunstleder und vegane Alternativen

Während echtes Leder seine Vorteile hat, gibt es inzwischen viele Alternativen.

  • PU-Kunstleder ist ein synthetisches Material, das oft als „veganes Leder“ vermarktet wird. Es besteht aus Polyurethan (PU), einem Kunststoff auf Erdölbasis. Zwar ist PU-Kunstleder günstiger in der Herstellung und vermeidet Tierleid, doch es bringt erhebliche Umweltprobleme mit sich. Die Produktion verbraucht weniger Wasser als herkömmliches Leder, da keine Gerbung nötig ist. Allerdings ist der Energieaufwand durch die industrielle Kunststoffherstellung oft höher. Zudem ist PU-Kunstleder nicht biologisch abbaubar, setzt Mikroplastik frei und kann bei der Entsorgung problematische Chemikalien hinterlassen.
  • Pflanzenbasierte Alternativen wie Pilzleder, Kaktusleder oder Ananasfasern (z. B. Piñatex) gelten als nachhaltigere Optionen. Ihr Vorteil liegt im deutlich geringeren Wasser- und Energieverbrauch im Vergleich zu tierischem Leder. Während die Produktion von herkömmlichem Leder tausende Liter Wasser pro Quadratmeter verbrauchen kann, kommen einige pflanzliche Alternativen mit einem Bruchteil davon aus. Auch die Umweltbelastung ist geringer, da viele dieser Materialien ohne schädliche Chemikalien hergestellt werden und biologisch abbaubar sind. Der Nachteil? Viele pflanzenbasierte Leder sind noch nicht so langlebig und oft mit Kunststoffanteilen beschichtet, um sie haltbarer zu machen. Damit bleibt die Umweltbilanz zwar besser als bei PU-Kunstleder, aber noch nicht perfekt.

Welches ist nun das beste Leder?

Diese Frage lässt sich nicht einfach beantworten – denn es kommt ganz darauf an, was einem persönlich wichtig ist. Leder kann nach verschiedenen Kriterien bewertet werden: Tierwohl, Umweltfreundlichkeit und Langlebigkeit. Während echtes Leder für seine Strapazierfähigkeit bekannt ist, bieten pflanzliche und synthetische Alternativen den Vorteil, dass kein Tier dafür genutzt wird. Doch nicht jede nachhaltige Lösung ist automatisch die beste für jeden Zweck. Werfen wir also einen genaueren Blick auf die wichtigsten Faktoren.

Tierwohl – Welche Optionen gibt es wirklich?

Wer komplett auf tierische Produkte verzichten möchte, für den sind PU-Kunstleder und pflanzenbasierte Alternativen wie Kaktus- oder Ananasleder die besten Optionen. Sie werden ohne Tierhäute hergestellt und vermeiden damit direktes Tierleid. Allerdings gibt es auch bei echtem Leder Unterschiede. Rindsleder ist ein Nebenprodukt der Fleischindustrie, das heißt, die Tiere werden nicht ausschließlich wegen ihrer Haut getötet. Exotische Leder wie Krokodil- oder Schlangenleder hingegen stammen von Tieren, die speziell für die Lederproduktion gezüchtet oder gejagt werden – aus Sicht des Tierschutzes sind sie daher besonders problematisch.

Nachhaltigkeit – Welches Leder schont die Umwelt?

Wenn es um Umweltfreundlichkeit geht, ist vegetabil gegerbtes Leder eine der besseren Optionen unter den echten Ledern. Es verbraucht zwar mehr Wasser als chemisch gegerbtes Leder, vermeidet aber den Einsatz giftiger Schwermetalle. PU-Kunstleder wird oft als nachhaltige Alternative vermarktet, schneidet aber in der Umweltbilanz schlecht ab, da es aus Erdöl besteht, Mikroplastik freisetzen kann und nicht biologisch abbaubar ist. Pflanzenbasierte Alternativen wie Kaktus- oder Ananasleder sind hier die beste Wahl, da sie weniger Ressourcen verbrauchen und umweltfreundlicher produziert werden. Allerdings enthalten einige dieser Materialien immer noch Kunststoffanteile, um sie haltbarer zu machen.

Langlebigkeit – Welches Leder hält am längsten?

Wer ein langlebiges Material sucht, kommt an Full-Grain-Leder kaum vorbei. Es ist das widerstandsfähigste Leder, da es aus der obersten Hautschicht besteht und mit der Zeit eine natürliche Patina entwickelt – eine Veränderung der Oberfläche, die das Leder individueller und oft schöner macht. Auch Top-Grain-Leder hält lange, ist aber durch die Oberflächenbehandlung etwas weniger robust. Spaltleder, das aus den unteren Hautschichten besteht, ist weicher, aber weniger widerstandsfähig. PU-Kunstleder hingegen hält meist nur wenige Jahre, bevor es rissig wird oder abblättert. Pflanzenbasierte Alternativen sind noch relativ neu auf dem Markt, sodass es kaum Langzeiterfahrungen gibt – ihre Haltbarkeit hängt stark von der genauen Verarbeitung ab.

Fazit: Die beste Wahl ist individuell

Es gibt nicht das eine beste Leder – es kommt darauf an, was einem persönlich wichtig ist. Wer Wert auf Langlebigkeit legt, ist mit hochwertigem Full-Grain- oder Top-Grain-Leder gut beraten. Wer möglichst umweltfreundlich kaufen will, sollte sich pflanzenbasierte Alternativen anschauen. Und wer Tierwohl an erste Stelle setzt, für den sind vegane Alternativen die beste Wahl – auch wenn sie nicht immer perfekt sind. Am Ende entscheidet nicht nur das Material, sondern auch, wie bewusst man damit umgeht.